Auswertung
Warum gibt es Konflikte zwischen Ungarn und der Europäischen Union?
Amalia Franke Díaz,
Markgraf-Ludwig-Gymnasium Baden-Baden,
Klasse9
Inhalt
1. Einleitung
Die von mir ausgesuchte Karikatur, die ich nachfolgend beschreiben, deuten und beurteilen möchte, habe ich am 19. September 2022 in der Ausgabe Nr. 217 unter der Rubrik „Meinung und Hintergrund“ der Zeitung BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN (BNN) gesehen. In dieser Karikatur wird das politisch derzeit angespannte Verhältnis der Europäischen Union mit Ungarn und insbesondere mit dessen Premierminister Viktor Orban beschrieben. Die Europäische Union streitet mit Ungarn überden Umgang gegenüber Russland seit dessen Einmarsch in die Ukraine.
2. Biographie des Karikaturisten
Der Karikaturist Martin Erl wurde 1963 in München geboren und ist bereits mit drei Jahren nach Ingolstadt gezogen, in die Stadt, in der er bis heute lebt und arbeitet. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Schon in den Jahren 1974 und 1976 gewann er erste Preise beim Malwettbewerb der „Salesianischen Nachrichten“. Von 1990 bis 1995 studierte er Kommunikations-Design an der FH Nürnberg. Seit 1995 arbeitet er als freiberuflicher Karikaturist für mehrere Tageszeitungen und Zeitschriften. Er wurde bereits mehrfach beim Deutschen Preis für die politische Karikatur ausgezeichnet.
3. Beschreibung
Im Zentrum der Karikatur steht ein Sofa, auf dem drei Figuren sitzen. Ganz links sitzt eine jung aussehende Frau, in der Mitte sitzt ein Stier, der einen Geldbeutel zwischen seinen Klauen hält und ganz rechts sitzt ein wie ein Teenager aussehender Mann. Vor dem Sofa steht ein kleiner Couchtisch, auf dem der Teenager seine dreckigen Schuhe abgelegt hat. Auf dem Tisch liegt auch noch eine umgefallene Europa-Fahne. Über den Personen sind zwei große Sprechblasen. Die Gesichter der Personen sind deutlich erkennbar. Alle haben unnatürlich große Münder und sehr stark geprägte Gesichtszüge. Die Frau und der Stier schauen den Teenager mit strengem Blick an. Die Frau sagt in Richtung des Teenagers: „Solange du deine Füße unter…Äh auf…“. Der Stier ergänzt darüber hinaus Folgendes: „Es gibt weniger Taschengeld, Freundchen“. Die Frau trägt einen hohen Zopf und ein weißes Kleid, woraus sich schließen lässt, dass es sich bei ihr um die Sagengestalt Europa handelt. Der Stier steht für den Gott Zeus, der im Mythos um Europa eine wichtige Rolle spielt. Der Teenager hat den Blick von den Beiden abgewandt, schaut grimmig und zeigt Europa und Zeus den Mittelfinger. Außerdem raucht er eine Zigarette, hat eine Flasche Wodka in der linken Hand und auf seinem rechten Arm steht „Ungarn First“ und auf seinem T-Shirt ist der Ausdruck „Fuck Demokratie“ abgedruckt. Diese Informationen und das Aussehen weisen darauf hin, dass es sich um Viktor Orban handelt, den Premierminister Ungarns.
4. Deutung
Wie schon zuvor beschrieben, geht es in dieser Karikatur um den Konflikt zwischen Ungarn und der Europäischen Union. Um was genau handelt es sich dabei?
4.1 Thema dieses Konfliktes
Ungarn bezog schon immer einen Großteil der Energie aus Russland. Nun, seit dem Anfang des Krieges gegen die Ukraine, schließt Russlands Präsident Putin die Energie- und Gashähne für Europa. Premierminister Viktor Orban möchte aber weiterhin diese Energielieferungen für sein Land bekommen, weshalb er gegen die EU-Sanktionen ist und die EU will aus diesem Grund Ungarn keine finanziellen Hilfen mehr geben.
4.2 Ungarns Beziehung zu Russland
Ungarn und Russland sind schon sehr lange Verbündete und Viktor Orban bleibt es immer noch, obwohl Russland sich durch den Angriff auf die Ukraine zu einem Feind der restlichen Europäischen Länder gemacht hat. Die Energielieferungen aus Russland sind nämlich verhältnismäßig günstig und das Land Ungarn ist sehr abhängig davon. Etwa 85% des ungarischen Energieverbrauchs kommt heutzutage aus Russland. Durch die Ablehnung der Sanktionen gegen Russland hat Orban somit auch der EU den Rücken zugekehrt und macht deutlich auf wessen Seite er wirklich steht.
4.3 Auswertung der Symbole auf der Karikatur
Der Geldbeutel, den der Stier zwischen seinen Klauen hält, steht für die Geldzahlungen, die Europa Ungarn zahlt. Durch den Spruch „Es gibt weniger Taschengeld, Freundchen!“ wird verdeutlicht, dass die EU jetzt diese Zahlungen nicht mehr leisten möchte. Die Wodka-Flasche in der Hand des Teenagers soll für Russland stehen, da es ein sehr bekanntes russisches Getränk und damit gleichzeitig ein Symbol für Russland ist. Die umgefallene Europa-Fahne steht dafür, dass Orban und Ungarn der EU den Rücken zukehren, weil sie gegen die Sanktionen sind, sodass sich die EU und Ungarn nicht mehr einig sind. Der Mittelfinger und die ablehnende Haltung auf der Karikatur verdeutlichen das ebenso. Durch die Aussage „Ungarn First“ auf dem rechten Arm von Viktor Orban wird bekräftigt, dass die Interessen Ungarns vor den gemeinsamen Interessen der EU kommen sollen. Mit der Aufschrift „Fuck Demokratie“ auf dem T-Shirt macht Viktor Orban klar, dass ihn die Demokratie nicht interessiert. Die Drei auf der Couch wirken wie eine Familie und Viktor Orban gleicht einem störrischen Teenager, weil er genau das Gegenteil macht, was seine Eltern von ihm erwarten. Die Aussage von Europa: „Solange du deine Füße unter…Äh auf…“ ist ein Wortspiel. Wenn man die Füße unter einem Tisch hat, hat die Person, welcher der Tisch gehört, das Recht zu bestimmen, was der Andere machen soll. Z.B kann ein Vater sagen: „Solange du deine Füße unter meinem Tisch hast, musst du dein Zimmer aufräumen!“ Der Tisch steht damit stellvertretend für das Haus. Da er die Füße aber auf dem Couchtisch hat, ergänzt Europa noch „Äh auf“. Die Angabe dieses Spruches und des Couchtisches, aber auch die ganze Darstellung verdeutlichen, dass es sich um eine Familie handelt und dass die EU die Eltern sein sollen, also die Charaktere mit der größeren Lebenserfahrung. Dass Viktor Orban als störrischer Teenager dargestellt wird, hat auch einen Grund. Es soll nämlich bedeuten, dass der Teenager, ohne groß zu überlegen und wahrscheinlich auch aus Trotz so handelt und aufgrund seiner geringeren Lebenserfahrung hier eine falsche Entscheidung trifft.
5.Beurteilung
Die sehr aktuelle Karikatur stellt das Verhältnis und die aktuelle Krisensituation zwischen der EU und Ungarn treffend dar. Die Zeichnung zeigt außerdem klar das Thema an, um welche Charaktere es sich handelt und wie sich diese in der jetzigen Situation fühlen. Meiner Meinung nach ist diese Karikatur sehr passend, weil sie alles beinhaltet was wichtig ist und ich finde, dass sie Martin Erl sehr gelungen ist. Der Karikaturist stellt auf sarkastische Art und Weise einen ernsten politischen Konflikt dar und setzt diesen in den Bezug einer häufig auch in Familien auftretenden Situation. Viktor Orban wird meiner Meinung nach zurecht als störrischer Teenager dargestellt, da er sich aus Eigeninteressen gegen die EU auflehnt, um weiterhin Energie-Lieferungen von Russland zu erhalten. Außerdem finde ich es moralisch nicht vertretbar, mit Russland zusammenzuarbeiten wegen der aktuellen Situation des Krieges mit der Ukraine. Ich finde es daher vernünftig, dass die EU die finanziellen Hilfen für Ungarn kürzen will, wenn Viktor Orban sich zukünftig nicht an weiteren von Europa beschlossenen Sanktionen gegen Russland beteiligen möchte. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass die Demokratie wichtig ist und dass nicht nur Viktor Orban das Geschehen in Ungarn bestimmen darf. Ich bin daher gespannt, wie sich der Konflikt weiterentwickeln wird und ob die „Familie“ doch noch zusammenhält.
6. Quellenverzeichnis
Martin Erl, Karikatur in Badische Neueste Nachrichten Ausgabe Nr. 217, 19.09.2022
Knut Krohn, Drastisch, aber spät, Die EU hat Orbans Treiben zu lange zugesehen, Badische Neueste Nachrichten Ausgabe Nr. 217, 19.09.2022
http://www.mitspitzerfeder.de/proiect/martin-erl/. 01.11.2022
https://www.taqesschau.de/ausland/europa/eu-qipfel-gaspreise-unqarn-russland-101.html, 01.11.2022
https://taz.de/Konflikt-zwischen-Unqarn-und-EU/S5881847/. 02.11.2022
https://www.voutube.com/watch?v=faQUriBP2gg, 02.11.2022
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Auswertung
Die Karikatur mit dem Titel „Stand der Dinge ..." wurde am 29.09 .2023 auf der Website des Karikaturisten Klaus Stuttmann veröffentlicht.