Umfrage
Lockdown – Wie erleben Jugendliche die Corona-Pandemie?
Milena Gießel, Chiara Nilius, Luisa Mohr,
Schulverbund Creglingen,
Klasse10
Inhalt
1. Vorwort
Unser Gemeinschaftskundeunterricht beginnt immer mit den „Aktuellen drei Minuten“. In dieser Zeit stellt eine Mitschülerin oder ein Mitschüler anhand eines Bilds seine oder ihre aktuelle Nachricht der Woche vor, denn wir schreiben jede Woche einen Bericht in unser Berichtsheft. So auch im November 2019. Ein Mitschüler hat uns von einem neuartigen Virus in China berichtet. Wir können uns auch noch ganz genau an das Bild erinnern, das er hierfür ausgewählt hat. Darauf waren Menschen mit Artenschutzmasken abgebildet. Er erzählte uns etwas von einem neuartigen Virus. Keiner und keine von unserer Klasse ahnte damals, dass uns dieses Thema auch noch zwei Jahre später beschäftigt. Dieser neuartige Virus war doch noch so weit weg, aber irgendwie wurde ab diesem Zeitpunkt immer häufiger zum Thema in unseren aktuellen drei Minuten. Zunächst war er in China, dann hat er sich verteilt und plötzlich war er dann da. Direkt bei uns – auf dem Land – in unserer Schule. Wir waren fassungslos. Alles ging damals ganz schnell. Unsere Schule wurde geschlossen. Wir freuten uns. Ferien. Fast zwei Jahre später haben wir zwei Lockdowns geschafft, nichts mehr ist wie es vor der Pandemie war. Diese Zeit war für alle Menschen eine große Herausforderung, vor allem für Kinder und Jugendliche brachte sie in unseren Augen viele Schwierigkeiten mit sich. Nachdem unsere Gemeinschaftskundelehrerin uns über den Schülerwettbewerb des Landtags informiert und die Themen vorgestellt hatte, haben wir uns schnell dazu entschieden, die Umfrage zum Thema “Lockdown – Wie erleben Jugendliche die Corona-Pandemie?“ durchzuführen, um herauszufinden wie es anderen Kindern und Jugendlichen in dieser Zeit erging.
2. Vörgehensweise
2.1. Umfrage
Bei unserer Umfrage handelt es sich um eine anonyme, nicht repräsentative Umfrage. Das ist wichtig für die Auswertung der Ergebnisse, denn wir können unsere Erkenntnisse nicht verallgemeinern. Es handelt sich lediglich um eine Stichprobe. Insgesamt wurden 337 Schülerinnen und Schüler im Alter von 10 – 16 Jahren befragt. Alle besuchen den Schulverbund Creglingen. Unser Schulverbund besteht aus einer Grundschule, Werkrealschule und Realschule. Teilgenommen haben nur Schülerinnen
und Schüler der weiterführenden Schule.
Unsere Schule liegt in Baden-Württemberg (Main-Tauber-Kreis), kurz vor der bayrischen Landesgrenze, auf dem Land. Diese Information ist notwendig, da sich das auf die Internetversorgung während des Homeschooling ausgewirkt hat.
2.2. Vörgehensweise
Zunächst haben wir verschiedene Ideen in einem Brainstorming gesammelt. Eigentlich wollten wir die Umfrage in der nächstgrößeren Stadt (Würzburg) und an unserem Schulverbund durchführen. Aufgrund der aktuellen Infektionslage haben wir uns dann jedoch gegen die Durchführung in der Würzburger Innenstadt entschieden, um Kontakte mit fremden Menschen zu meiden. Nachdem wir unsere Zielgruppe auf unseren Schulverbund, der von knapp 330 Schülerinnen und Schülern besucht wird, festgelegt hatten, haben wir uns überlegt, was wir durch unsere Umfrage herausfinden möchten (siehe 3.1 Anfangsvermutungeri}. Wichtig war uns bei der Umfrage, dass die Jugendlichen unserer Schule im Mittelpunkt stehen, deshalb haben wir unseren Fragebogen (siehe 6.1. Fragebogen)^ die drei folgenden Bereiche eingeteilt: Eigene Wahrnehmung, Soziales/Digitale und Schule. Außerdem haben wir mit unserem Fragebogen auch das Alter und das Geschlecht erfasst. Wir haben 14 geschlossene und drei ganz offene Fragen in unserem Fragebogen gewählt. Für die geschlossenen Fragen haben wir versucht uns in unsere Mitschülerinnen und Mitschüler hinzuversetzen und möglichst vielseitige Antwort vorzugeben. Außerdem bestand bei mehreren geschlossenen Fragen die Möglichkeit eine individuelle Begründung abzugeben. Nachdem wir den Fragebogen fertig erstellt hatten, haben wir ihn mit unserer betreuenden Lehrerin und unserer Schulleitung abgesprochen. Das war uns wichtig, da die Ergebnisse veröffentlicht werden. Anschließend wurde er kopiert, von uns abgezählt und über die Klassenlehrer an die Klassen verteilt. Kurz vor den Herbstferien bekamen wir alle Fragebögen ausgefüllt zurück. Damit begann die Auswertungsphase. Da diese sehr aufwendig war, haben wir die Herbstferien genutzt, um alle 337 Fragebögen auszuwerten. Für die Auswertung haben wir unsere Fragen und Antwortmöglichkeiten zunächst in Excel übertragen und dort die Ergebnisse eingetragen. Bei einer geschlossenen Frage konnten wir die Antwort direkt mit einer ‚T in die jeweilige Zelle eintragen. Das war notwendig, damit wir am Ende unsere geschlossenen Fragen quantitativ auswerten konnten.
Durch die digitale Auswertung mit Excel (siehe 6.2) konnten wir so schnell Ergebnisse erfassen und sehen, wie viele Personen eine gleiche Antwort gewählt haben. Besonders aufwendig war die Auswertung der offenen Fragen. Hier haben wir zunächst alle 337 Antworten für jede Frage abgetippt und anschließend farbliche Kategorien gebildet, damit wir auch diese Fragen quantitativ auswerten konnten. So haben wir auch die qualitativen Antworten berücksichtigt. Dieses Fragenformat ermöglichte uns in der Auswertungsphase Rückschlüsse und mögliche Zusammenhänge.
Nachdem jede von uns ihre Fragebögen ausgewertet haben, haben wir alle Ergebnisse in eine Datei zusammengefügt. Anschließend haben wir sie ausgewertet und gemeinsam interpretiert, um sie mit unseren Anfangsvermutungen zu vergleichen. Über einige Ergebnisse waren wir sehr erstaunt wie zum Beispiel über die Anzahl der Schüler, die Homeschooling gegenüber Präsenzunterricht bevorzugen.
3. Anfangsvermutungen
3.1. Vermutungen
Mit dieser Umfrage möchten wir herausfinden, wie es unseren Mitschülerinnen und Mitschülern seit Beginn der Coronapandemie im März 2020 erging. Unter anderem wollen wir Antworten auf folgende Fragen erhalten:
1. Jugendliche haben am meisten ihre Freunde vermisst.
2. Einige Jugendliche haben sich während der Pandemie einsam gefühlt.
3. Viele Jugendliche haben Freundschaften verloren.
4. Die meisten Jugendlichen waren sehr unmotiviert.
5. Die Nutzung digitaler Geräte, die Nutzung des Smartphones, hat deutlich zugenommen.
4. Auswertung und Interpretation der Ergebnisse
An der Umfrage haben etwas mehr Mädchen als Jungen im Altern von 10 bis 16 Jahren teilgenommen, da in diesem Alter die Klassen fünf bis zehn der weiterführenden Schule besucht wird.
Eigene Wahrnehmung
43% der Jugendlichen haben festgestellt, dass sie sich während der Pandemie etwas verändert haben. Außerdem haben sich mehr als die Hälfte (185P./53%) der Befragten
sich nicht so gut “naja“ gefühlt.
Ein Gefühl, dass die Machtlosigkeit beschreibt. Besonders der zweite Lockdown wurden von den Jugendlichen deutlich schlimmer empfunden. So wurde der erste Lockdown vor allem aufgrund der erstmaligen Einschränkung der sozialen Kontakte und der allgemeinen Ungewissheit, von 43% der Befragten als schlimmer empfunden. Ebenso wurde hier auch häufig genannt, dass das plötzliche Homeschooling große Schwierigkeiten machte, da man darauf nicht vorbereitet war. Das führte zur Überforderung, denn auch der Umgang mit der Lernplattform Schul.cloud, die wechselnde Videokonferenzsysteme, das Hochladen der Aufgaben und der Umgang mit der Technik z.B. Laptop war neu, was man erst einmal lernen musste. Hingegen empfand die Mehrheit der Befragten (57%) den zweiten Lockdown als schlimmer, da dieser von den meisten Jugendlichen als deutlich länger empfunden wurde und man bereits wusste, was alles so auf einen z.B. in der Schule bzw. im Fernlernunterricht zu kommen wird. 148 Personen gaben an, dass die Coronapandemie aber auch etwas Gutes hatte, wie zum Beispiel, dass man gelernt hat, wer ein wirklicher Freund oder Freundin ist oder das man mehr Zeit für sich selbst hatte. Außerdem bekamen auch viele Jugendliche ein Haustier wie zum Beispiel einen Hund oder einen Hamster. So waren sie dann auch nicht mehr so viel allein. Jedoch denken 180 Befragte, dass die Pandemie sich negativ auf ihre Zukunft auswirkt. Ob das tatsächlich so ist, wird sich noch zeigen.
Soziales und Digitales
Die meisten Jugendlichen haben ihre Freunde und ihre Hobbys vermisst. Die sozialen Kontaktbeschränkungen könnten eine Ursache sein, damit es 53% der Jugendlichen während der Lockdowns nicht gut ging. Die meisten Befragten haben ihre sozialen Kontakte vermisst, so gaben sie an, dass sie es ihre Freunde oder auch das
Ausüben von Hobbys wie z.B. Schwimmen oder Fußball spielen vermisst haben.
So könnte man sich auch erklären warum sich 75% der Befragten unmittelbar nach den ersten Lockerungen wieder mit ihren Freunden getroffen haben oder ihrem Hobby nachgegangen sind. Jedoch ist auch zu erwähnen, dass sich die Freundschaften von 187 der Befragten verändert haben. Teilweise kamen neue Freunde dazu (+80), teilweise wurden neue Freundschaften geknüpft und gleichzeitig gingen bestehende Freundschaften kaputt (+39), teilweise gingen Freundschaften aber auch komplett in die Brüche (-34), weil man den Kontakt zueinander verloren hat. Bei 154 der Befragten haben sich die Freundschaften nicht verändert, da beispielsweise von 180 der Befragten Kontakt zu Freunden durch Videocalls aufrechterhalten wurde, doch Kontakt halten war sehr schwierig. Dies führte automatisch zur vermehrten Nutzung digitaler Medien (+234). So stieg auch die tägliche Nutzung des Smartphones bei über 50% der Jugendlichen auf fünf bis acht Stunden täglich an. Bestimmt auch, weil viele Jugendliche ihr Smartphone für das Homeschooling nutzten. Vor allem von Whatsapp, wie die Umfrage bestätigte. Platz Eins der meistgenutzten App ist Whatsapp, gefolgt von Youtube und TikTok. Ein Grund hierfür könnte sein, dass die Jugendlichen so versucht haben weiterhin in Kontakt zu bleiben, da die meisten Jugendlichen Whatsapp nutzen. Auf Platz Zwei befindet sich die Youtube-App. Vermutlich haben viele diese meist vorinstallierte App genutzt, um sich zu beschäftigen und um für etwas Abwechslung im langweiligen Alltag zu sorgen. Auch Tiktok wurde von vielen genutzt. Diese App hat durch die Coronapandemie sehr viele neue Nutzer bekommen, da sie durch ihre kurzen Videos sehr ansprechend ist. Anfangs wurden dort verschiedene Challenges gemacht, was sehr interessant war. Mittlerweile ist diese App sehr berühmt und wird von vielen Influencern genutzt.
Schule
Die Umfrage ergab ein eindeutiges Votum für den Präsenzunterricht. Hierfür spricht laut den Befragten, dass man seine Freunde und Lehrer in “Reallife“ spricht und man sich besser konzentrieren kann. Einige Jugendliche haben auch von Nebentätigkeiten wie essen oder das Spielen von Computerspielen berichtet. Solche Nebentätigkeiten sind im Präsenzunterricht nicht möglich.
Außerdem gibt es auch keine technischen Schwierigkeiten, die man eigenständig beheben muss wie z.B. eine schlechte Internetverbindung. Denn schulische Probleme wie dem Verständnis des Lernstoffs oder dem Bearbeiten von (schwierigen) Aufgaben, sowie technische Probleme mit Geräten oder der Internetverbindung zählen für 75 Jugendliche zu den schlimmsten Erfahrungen neben den fehlenden sozialen Kontakten. Tatsächlich gaben 18 Jugendliche sich selbst eine 6,0 für diese Phase. Hingegen gaben 25 der Befragten an, besonders engagiert und motiviert gewesen zu sein. Für viele Jugendliche war das längere Schlafen und der direkte Weg aus dem Bett an den Schreibtisch ein großer Pluspunkt. Die durchschnitte Note aller Schüler des Schulverbunds für ihren Einsatz und Motivation in der Phase des Homeschoolings ist befriedigend (0 3,2).
5. Fazit
Durch unsere Umfrage konnten wir viele Antworten auf unsere Anfangsvermutungen finden. Wie die Auswertung der Ergebnisse gezeigt hat, wurden all unsere Vermutungen bestätigt. Durch die Teilnahme am Schülerwettbewerb haben wir außerdem gelernt, wie man eine Umfrage plant, durchführt und auswertet. Vor allem in Excel konnten wir einiges dazulernen. Durch die Auswertung wurde deutlich, dass die Pandemie an den meisten Jugendlichen nicht spurlos vorbeigezogen ist. In Anbetracht der steigenden Infektionszahlen vermuten wir, dass viele Jugendliche mittlerweile große Angst vor einem weiteren Lockdown haben. Wir schließen uns der Mehrheit unserer befragten Jugendlichen an und wünschen uns von der Politik, dass Schulen nicht geschlossen werden, da dies für uns nicht nur ein Ort zum Lernen ist, sondern wir hier auch unsere Freunde treffen. Außerdem wäre es auch wirklich an der Zeit, dass die Politik es schafft, Lernplattformen anzubieten, welche tatsächlich ohne technische Schwierigkeiten funktionieren. Für uns Landkinder ist auch eine zeitnahe Verbesserung der Internetversorgung von großer Bedeutung, wie die Umfrage gezeigt hat. Schließlich hingen damit die meisten technischen Probleme zusammen. Wir hoffen sehr, dass wir alle durch bereits gemachte Erfahrungen im Falle einer nächsten Homeschoolingphase, diese gut durchstehen. Schließlich haben wir in den letzten zwei Jahren, neben den schulischen Themen, durch die Pandemie auch gelernt uns selbst zu organisieren und bei technischen Problemen selbst zu helfen oder uns Hilfe hierfür zu suchen!
6. Anhang
6.1. Fragebogen
Sehen Sie sich das Formular im Download PDF an.
6.2. Excelauswertungen
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,,Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind." - Albert Einstein