Kurzgeschichte

„Warum gibt es Krieg auf der Welt? Und was kann die Politik, die westliche Welt und jeder einzelne von uns dagegen tun?“

Lucas Siller,

Hugo-Eckener-Schule Ravensburg,

Klasse13

Stillleben – Leben in entstellter Stille

Blitze und Funken durchschneiden den Nachthimmel. Fiat lux. Es werde Licht. Licht, welches alles einen Moment der Dunkelheit entreißt, nur um sie danach stärker zurückkehren zu lassen. Kurz nach dem Licht folgt der Schall. Und ohrenbetäubendes Knallen hallt betäubend in den anwesenden Ohren nach. Auf der einen Seite Gelächter, Klirren. Auf der anderen Gewimmer, klirren. Es ist Silvester. In Europa ist es 24:00 Uhr und das neue Jahr wird eingeläutet. Gläser klirren lauthals aneinander, illustrieren die illustre Gesellschaft, welche sich zu später Stunde hier zusammengefunden hat um zu feiern.

Sie bestaunen die Feuerwerkskörper und genießen das Licht, in welches diese die sonst so bedrohliche Dunkelheit der Mitternacht tauchen. Das Klirren ihrer Gläser hinterlässt eine kurze zelebrierende Stille, sogleich aufgelöst von Worten auf die Worte folgen, welche am Ende des Abends kaum noch etwas wiegen werden. Das Klima hier ist verwegen, doch heiter.

Tausende Kilometer weiter. Das Klima hier ist frostig, das Klirren hier hinterlässt ebenfalls eine Stille. Stille, die langsam bis ins Knochenmark kriecht, sich einnistet und den einmal gefundenen Platz mit jeder Faser hütet. Hier staunt keiner mehr. Staunen, die Grundlage der Philosophie, ist an diesem Ort nur noch ein blasses erstaunt sein.

Überraschung überlebt hier nicht. Hier fliegen Raketen mit mehr Gewicht, die Gläser hier, sie klirren aufgrund eines Bruchs. Eines Bruchs mit der Menschlichkeit. Die Dunkelheit ist hierein Freund, ein kurzer Moment des Durchschnaufens. Wenn es dunkel ist, stirbt niemand. Wenn es dunkel ist, ist man mit dunklen Gedanken zwar allein, aber durch die zerstückelte Stille ist für dunkle Gedanken maximal Zeit bis zur nächsten Rakete.

Wann sie kommt weiß keiner der vier Jungs, die von Schutt übersät auf der Strasse liegen und beten. Aber das sie kommt, das ist die bittere Gewissheit, das Wissen, das Gewissen sich solange zu verhalten weiß, solange die anderen gleich, früher aber bitte auch weiß, oder doch die Hölle, aber bitte die Hölle mit Abstand sind. Eine abstrakte danteistische Hölle, das ist für die meisten Menschen zu verkraften.

Es kracht. Ein plötzlicher Krach , aber ohne Blitze, ohne Lichtbegleitung, die Seraphim halten es wohl nicht für nötig dies hier zu begleiten. Decken verdecken ihre Bedeutung in dem sie auf den Boden krachen, Asche, Staub und Leid wirbelt auf, während das größte noch stehende Gebäude der Straße in sich zusammenbricht. Die Kinder auf der Straße beten lauter.

Vielleicht sagen sie das Vater Unser, vielleicht beten sie das Fadschr, das Schma Jisrael, murmeln das Gayatri- oder ein buddhistisches Mantra, vielleicht beten sie auch zu der fröhlichen Wissenschaft, sie möge endlich wissen schaffen. Ihr Gott heißt Jehova, Jahwe, Gott, Buddha, Allah, Brahma oder auch Albert Einstein. Aber sie alle bitten um das Gleiche.

Man möge dem Sterben ein Ende bereiten. Sie unterbrechen ihr beten auch dann nicht, als der Sturz des Ersten Gebäudes die kleineren Gebäude mit in den Abgrund reißt und das Krachen zu einem Betoninferno anschwellen lässt, das in kleinen Ohren klingt wie ein sich öffnender Höllenschlund. Sie haben die Risse im ersten Gebäude schon vorausgeahnt.

Das Knarzen und Klirren des verletzten Riesen entdeckt, und sie alle sind sehr, zu sehr vertraut mit dem Dominoeffekt. Etwas das zerbricht, kann nie wieder auf die alte Art und Weise zusammengesetzt werden. „Hörst du? Das kann man nicht reparieren, außerdem war das ein Erbstück meines Opas!“ Im Klirren der Gläser und der vornehmen Verwandlung vieler Wünsche in Exzess wurde ein Opfer gefordert.

Er ist schuld. Mit der Vase, zersplittert auf dem Marmorboden, zersplittert auch die sorgsam aufgebaute Kulisse. Der Vorhang fällt, die Schauspieler legen ihre Masken ab und werden für einen kurzen Moment ganz sie selbst. Seine Mutter schaut auf ihn herab wie eine Richterin, bereit ein vernichtendes Urteil zu fällen, sobald sein Blick sich von ihren stahlgrauen Augen abwenden möge.

Es ist des Dramas erster Akt. Doch er weicht nicht zurück. Sie liefern sich ein Blickduell, Unendlichkeiten vorbeiziehend in Sekundentakten, das Ergebnis vorprogrammiert. Die Richterin richtet, der Angeklagte wird angeklagt. Sein Blick fällt langsam auf den Boden, die Marmormuster spiegeln die Unbarmherzigkeit seiner Besitzerin.

Anklagepunkt Er hatte für einen kurzen Moment gewagt, Spaß zu haben. Zu trinken, zu feiern, sich zu amüsieren. „Wir sind doch hier um Spaß zu haben oder nicht?“ Das Gesicht seiner Mutter muss ihn wohl mit einem Gorgonen verwechselt haben. Es ist zu Stein erstarrt. Hinter dem Stein herrscht ein Kampf, ein Kampf von Beherrschung und dem Beherrscht werden der anderen, ein Kampf zwischen Kontrolle und kontrolliert werden, der Kampf zwischen Macht und Ohnmacht.

Die Ohnmacht schießt zuerst und die Macht fällt vom Streitross, ohnmächtig getroffen und nicht in der Lage die Ohnmacht zu bändigen. Die Fassade stürzt ein, aber hier hat keiner die Risse kommen sehen. Auch Gebete sind nicht zu vernehmen. Asche zu Asche und Staub zu Staub. Das Grabmal des Riesen ist mitten in der Wüste, Trauergäste würden ja trauern, aber sie haben besseres zu tun.

Langsam legt sich der Aufruhr. Es ertönt kein Klagelaut. Kondolenzen sind fehl am Platz, materielle Miniaturwelten schon lang nicht mehr entscheidend. Menschen zählen, Menschen zählen und warten, hoffen. Die Jungs, sich langsam aus ihrer Gebetsposition erhebend und die Hände noch immer in Gottesposition, hoffen auf das Ausbleiben des Alarms.

Der Schreie die den Tod ankündigen, aber sich noch mit ihm im Kampf befinden. Es ist die Pflicht zu retten was zu retten ist, aber die Kräfte reichen kaum noch aus um weiteres Leid zu ertragen. Der Turm ist gefallen, das Spiel ist vorbei. Nur halten sich die anderen nicht an die Regeln. Rache, Reue, Raserei, alles wird ersetzt durch die kraftlose, matte Stille, Stille die nicht als Stilmittel taugt, Stille die wirklich still ist.

Eine Minute. Zwei Minuten. Drei. Zeit ist eine Illusion, wenn auch eine hartnäckige. Wie könnte es anders sein? Wie könnte es anders sein, wenn in jeder dieser Minuten ein Leben vergeht, aber die Menschen weiterleben? Diesmal scheint alles gut gegangen zu sein. Kein Schrei ist zu hören, der Riese hat diesmal keine Opfer gefordert. Oder der Tod spielt ein stilles Orchester.

Die Geigen sind mittlerweile verstummt, das Schreien übertönt überaus unüberhörbar das bis eben noch werkelnde Orchester. „Spaß? Du dummes Gör denkst das hier wäre Spaß? Das ich mich aus Spaß mit all diesen Leuten herumschlage? Zum Spaß diesen ekelhaften Champagner saufe? Das hier ist Business und diese Ming-Vase ist mehr wert als ein Leben!“

Keiner kandidiert für den Kinderjob. Aber einer muss es machen. So ist es nun mal im Leben. Man hat meist keine Wahl und auf Aktion folgt Reaktion. Das ist der einzig reale Imperativ. „Als ein Leben? Vielleicht auch mehr wert als mein Leben? Ich lebe wenigstens und zwänge mich nicht in ein ekelhaftes Kostüm, eine Fratze und existiere nur für die Anerkennung, das Geld und den Glanz!“

Das Schauspiel ist vorbei, aber das Publikum hat niemand darüber informiert. Für sie findet die Vorstellung verworrene, verwobene Wendungen, welche Höhepunkte herausfordert, für die sie zwar nicht bezahlt haben, aber die sie dann doch sehen wollen. AUSGEWAHLTE ARBEITEN Die Reichsten Menschen erkennt man an ihrer Gratis-Mentalität.

Und an ihrem Kontrollzwang. Der Kontrollzwang der die Notbremse darstellt und den Zug zurück in die gewohnte Gleisgeschwindigkeit zwingt. „Du wider …“ Man kann das Quietschen hören. Die Energie, welche nie verloren geht, aber transformiert wird. Aus Hass wird ein Lächeln, falsch und hässlich und die Worte werden zurück in die Herzkammer geschoben, deren Existenz hier bestritten ist.

Die Gesichter des Publikums sind bleich, ein Drama darf dramatisch sein, aber es muss in seiner Form bleiben. Dieses Drama disqualifiziert sich aufgrund seiner Skriptlosigkeit. Emotionalität enttäuscht am ehesten, brotlose Kunst heißt Leben, aber bleibt erwerbslos. Nutzlos. Nutzlos. Nutzlos wie der Fall. Der Fall der Bomben, der Fall des Riesen, der Fall der Hoffnung, der Fall der Fälle.

Er ist da. Riesige Rettungspakete reichen nicht. Die Jungs wissen nichts von Rettung. Rettung, das ist Frieden. Aber wenn selbst Riesen fallen, wer führt dann Frieden ein? Die Stille bleibt vorerst bestehen und der Körper kennt keine Kapitulation. Er schickt den Schlaf, die einzige Rettung die es bisher geschafft hat. Auf alten Säcken werden Bettunterkünfte bereitet, das handwerkliche Geschick der vier Jungen in ihren zerrissenen Kleidern macht aus nichts etwas.

Sie drängen sich eng zusammen. Zusammen. Zusammen können sie ihre Körper spüren, zusammen könnten sie vielleicht Frieden finden. Lösungen. Sie frieren, versuchen in den Trümmern Decken oder Pappe zu finden, aber sie wissen nicht ob diese Kälte von außen oder von innen kommt. Sie finden Fetzen, flicken, versuchen über die Arbeit alles zu vergessen und kauern sich schließlich in eine Ecke eines dachlosen Hauses in der das kleine Sammelsurium der Schlafutensilien liegt.

Dicht aneinandergedrängt flehen sie den Körper an, er möge ihnen Schlaf schenken, im Schlaf spürt man den Kummer nicht. Als es für jeden der Jungs soweit ist, durchzucken weltliche Blitze den Himmel und machen aus diesem kleinen etwas … wieder nichts. Nichts ist gewesen. Der Vorhang verhält sich verwirrend, aber die Vorstellung soll planmäßig weitergeführt werden.

Einen kurzen Moment erwägt sie eine Entschuldigung, aber ignorieren, das funktioniert mit den meisten Dingen im Leben, never change a running system. Vor Problemen wegrennen ist eine Problembewältigungsstrategie die zu Problemen führt. Unpünktliche Probleme, Probleme mit Verspätung. Deutsche Bahn Probleme. Also aktuell wohl die beste Strategie die wir haben, denkt sie, rügt ihren Sohn noch mit einem letzten Blick und täuscht weiter Vergnügung vor.

Ein guter Zauberer hält seine Tricks beinahe selbst für Magie. Der erste Moment der Stille lockert sich langsam, Gespräche gehen ihren gewohnten Gang. Die Katastrophe wurde noch einmal abgewendet, die Sintflut scheint gestaut. Gestoppt. Häppchen werden gereicht und andere große Katastrophen beweint, das Auto sei nicht das neueste Modell, oder gar kaputt, die Steuerlast, wer steuert das, früher war doch alles besser.

Plätscherndes Geplänkel, pervertierte Perfektion, ist noch Foie Gras da? Der Tod hat keine Einladung zur Soiree, er hat kein verbrieftes Recht hier zu existieren, er ist gebannt in die Brieftaschen, kulminiert sich auf den Konten . Von der Arbeit, da wird geredet, stressig sei das alles. Palisaden aus Themen aufgebaut zum Schutz vor Fragilität, aber jedes System hat seinen Schwachpunkt.

Den Punkt an dem man ansetzen und die Welt aus den Angeln heben kann. ,,Diese hässliche Vase ist dir also wirklich mehr wert als ein Leben?“ Tumult. Tiraden. Chaos. Die Entropie in einem geschlossenen System nimmt immer weiter zu, bis das Gleichgewicht erreicht ist. Gleiche Ungleichheit. Raketen klettern wie die Aktienkurse. Steigen stetig standardisiert steile Stadien hinauf, holen hohe Erwartungen herab, die nie erreicht werden.

Aber alle Aufschwünge finden ihr Ende, alles was steigt muss irgendwann wieder fallen. Ikarus ist wiederauferstanden um mit 40.000 Kilometern pro Stunde erneut ins Elend abzustürzen. Sein Sonnenschweif lässt den Schatten entstehen, ausradiert endet das Refugium, der ärmliche Reichtum einer Nacht in der beschützenden Dunkelstille. Metall verschmilzt mit Metall, Splitter fliegen durch die Gegend.

Splitter in bunten Farben, der Tod hat sich heute als Künstler verkleidet. Sie wecken vier sich schützende Seelen, die gelernt haben sich zu ducken. Als die Metallsplitter durch die Gegend fliegen wie wütende Hornissen, bunte Barbarei sich ihren Weg zu ihnen bahnt, ist es umsonst. Ein Herz ist ein fragi les Etwas, jederzeit bereit durchbohrt zu werden.

Die Jungs schreien, sie schreien zu Gott er möge sie beschützen, aber die Hölle ist nun nicht mehr abstrakt, sie ist wieder da. Feuer. Flammen. Krater. Kratos. Menschlichkeit wird im Inferno weggebrannt. Waldbrandgebiete ergrünen schon ein halbes Jahr nach der Katastrophe wieder. Als die Raketen verloschen und die Sonne vollständig erschienen ist, lösen die Kinder ihre Umklammerung des Kopfes und verlassen ihre Hockposition.

Drei von vier. Vom vierten kommt nur ein leises Wimmern. Sie schalten schnell. ,,Leg dich hin, drück deine Hände auf die Wunde!“ Adam, das Vierte Kind kann nicht mehr hocken. Es sackt in sich zusammen. Wieder hallen Schreie durch die Staubwüste, diesmal diabolische Flüche. Dafür ist keine Zeit, Literaten wird geraten sich hier auf Abstand zu halten.

Das ist die Realität. Die Klagelaute werden schwächer, die drei Jungs die um ihn herumstehen sehen rot. überall Blut. Sie packen ihn, legen ihn mit dem Rücken auf ihre Bettähnlichen Bauten, strecken ihn aus und probieren ihn zu beruhigen. ,,Wir müssen den Splitter ziehen! Sei stark, bitte, sei es für uns.“ Doch sie sehen das Blut, sehen es aus der Herzkammer sprudeln, offensichtlich existent.

Sie versuchen ihn zu beruhigen, sich ihre Trauer nicht anmerken zu lassen. ,,Da wo du hingehst, egal wo, es wird schön sein. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Wir sind bei dir und wir kommen zu dir. Auf der anderen Seite wird endlich alles gut.“ Sie küssen ihn zum Abschied auf die Stirn, trockene, traurige, rissige Lippen treffen auf einen Körper, durch den ein Riss geht, dessen Dualismus sich im Abbau befindet.

Ein Mensch der stirbt. Die ultimative Ohnmacht. Als das Gewimmer schon lang verstummt ist, Stunden, Tage der Totenwache, Zeit zeigt nicht nichts sondern nichtiges, später, zerbricht etwas in einem der drei. Die letzte intakte Bastion berstet und das brüllend. „Warum? Warum verdammte Scheisse, warum? Wieso überlebe ich jeden Tag, jede Stunde, jede verdammte Minute in dieser Scheiße?

Warum schicken diese … , immer mehr Raketen , immer mehr Granaten. Warum Krieg? Meine Eltern, mein Bruder, was wollt ihr noch? Mich, mich gibt es nicht mehr, ihr könnt mich haben. Haltet nur die Hölle an und ihr könnt mich haben.“ Die Ergrünung eines Waldbrandgebietes ist ein schneller Prozess, doch bis zur vollständigen Wiederherstellung braucht der Wald länger als ein Menschenleben.

Wie lang ist lang? Diese Frage liegt im Auge des Betrachters. Rückblickend betrachtet waren sich alle einig: Verlängertes Chaos verlangt nach längerer Betrachtung. Chaos gewinnt jeden Kampf gegen die Stille. Das Raketenschild „Iran Dome“ schützt Israel vor Raketenangriffen aus dem benachbarten Gazastreifen. „Diese Vase ist weder hässlich noch wenig wert.

Um sie wurden Kriege geführt, das macht sie wohl per definitionem mehr wert als die Leben die diese Kriege gefordert haben.“ „Kriege. Welcher Mensch führt Krieg wegen einer Vase?“ Verworrene Wege wirren sich durch die Geschichte. Gott ist tot trifft auf Welt ist Geist. „Die Frage ist falsch gestellt. Warum führen Menschen denn Krieg? Wegen Glauben?

Wegen Geld? Wegen Territorium, Macht, Geld, von mir aus gigantischer Geldmengen. Was davon ist ein besserer Grund als dieses fragi le Firmament vergangener Tage?“ Raketen aus kürzerer Distanz sind für die eiserne Kuppel keine Herausforderung. Sie werden von den aufsteigenden Luftabwehrraketen getroffen und noch Kilometer über ihrem Ziel zur gezielten Detonation gebracht.

„Nun,“ äußert sich einer der Anwesenden, ,,sind es nicht viel mehr die variierenden Wertevorstellungen, die Menschen dazu treiben in den Krieg zu ziehen? Egal ob Nationalismus oder Freiheitsvorstellungen der Verteidigung, es sind doch Werte die Wurzel. Werte und Moralvorstellungen die zu Religionskriegen, Bürgerkriegen, Dekolonisationskriegen und Guerillakriegen führen.“

Manchmal gibt es Raketen die das System der eisernen Kuppel als ungefährlich einstuft, Raketen die laut Prognose auf unbewohnten Gebieten niedergehen und nur einen Sachschaden verursachen. Systeme sollen sich sicher sein, Sicherheitsversorgung steht Stabilitätsbedenken gegenüber. Menschliche Maschinen machen Fehler. „Werte? Werte? Welche Werte?

Materielle Werte, da liegt doch die Wirklichkeit. Oder glauben Sie Russland unterstützt Assad weil sie seine alawitischen Werte teilen? Nein. Hat die USA etwa den Irak wegen einem Einsatz von Chemiewaffen angegriffen? Es geht um Geld, Macht und Artefakte. Diese Vase mag ein gutes Beispiel sein. Sie ist auch nicht stabiler als die wechselnden Währungskurse von Werten.

Also lassen Sie Ihren Wertequatsch. Geld regiert die Welt. lt’s the economy stupid!“ Rein wirtschaftlich gesehen ist es dumm das sie laufen. Wozu Energie verschwenden wenn eh alles umsonst ist? Aber sie haben Gerüchte gehört. Gerüchte, nach denen ihre trockenen Lippen und vakuumähnlich konstituierte Bäuche verlangen. Also machen sich die drei Jungs auf den Weg, nicht ohne noch einmal zurückzuschauen.

Paragraph 1 des Grundgesetzes, eingebettet in die Ewigkeitsklausel: ,,Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Schade, das die Ewigkeit nur bis zum westlichen Warenhaus reicht. Dort hinten, eingebettet in ein behelfsmäßiges Totenbett, liegt ihr Freund, ihr Bruder. Der Älteste von Ihnen hat ihn noch mit ein paar Segnungssprüchen bedacht, dabei fühlen sich die drei Gestalten innerlich dem Himmel nah.

Die Hölle das ist dann die Erde, bevölkert von Dämonen. lnteressenskonflikte interessieren Interessenten, Adressaten aber, das sind Andere. Schritt für Schritt schreiten sie in Richtung Hoffnung, Essen, Trinken, Hilfe. Der Weg in die Nachbarstadt ist lang, beschwerlich, aber dort, so haben sie es vor einigen Tagen gehört, soll heute das Paradies sein.

Wüstenkarawanen finden sich oft mit Fata Morganen konfrontiert. Es ist still, Armistice, aber sie trauen der Stille nicht. Sie laufen schweigend ihrem Schicksal entgegen, bis der Älteste von ihnen schließlich das Schweigen bricht. „Wir konnten ihn nicht retten. Wir werden es nie können . Die die können, wollen nicht. Was sollen wir tun?

Bringt es überhaupt noch was diesen Weg zu gehen, wenn wir machtlos sind?“ Es ist ein Wüstengespräch, gemacht für die Ohren des Windes, schallen die Worte trotzdem laut in den Ohren der anderen nach. Dem Jüngsten stehen Tränen in den Augen. „Aber warum wollen sie denn nichts tun? Welcher Mensch will einen anderen Menschen töten? Was bringt ihnen denn sein Tod?“

Der Mittlere sammelt all seine Kraft um auszuspucken. „Das sind keine Menschen. Menschen haben Menschlichkeit. Sie haben nur Raketen. Sie sind Dämonen, Teufelsanbeter, denen es Spaß macht Menschen zu verfolgen und zu töten. Aber sie werden alle irgendwann selbst den Tod finden .“ Der Tod findet den Menschen, wenn der Mensch den Tod findet.

Wer von beiden sucht, das bleibt zu klären. „Red nicht so n Mist!“, sagt der Älteste, ,,Hass auf Mord bleibt Hass. Nur Gott kann Leben nehmen.“ „Der Mensch nimmt also Leben, aufgrund von etwas Ausgedachtem? Das System Geld ist doch noch weniger real, und bei weitem fragiler als Ihr tausendfach zerstückeltes Kleinod, und das soll der Grund dafür sein?“

Wenn der Beschuss von Raketen sich verstärkt, dann verstärkt sich auch die Abwehrleistung des lron Dome. Doch nicht nur Raketen die fälschlicherweise als nicht schädlich vom System eingestuft werden können Schaden anrichten. Auch aggressiver Beschuss bereitet schwere Probleme. „Was sind denn Werte und Moral, wenn nicht Erfindungen des Menschen?

Ist dieser Moralpegriff etwa realer als ein 500 Euro Schein?“ Sie zieht einen lila Schein hervor und wedelt ihm damit vor der Nase herum. „Sie kennen doch selbst die Antwort. Kann ich ihre Moral anfassen, sehen oder reproduzieren? Was sind Werte wenn sie nicht klassifiziert werden können? Für ein Stück Brot verkauft ei r. Hungerleidender seine Seele in Sekundenschnelle.“

Sie zieht ein Zippo hervor, lässt es aufschnappen, erzeugt eine Flamme und führt sie langsam in Richtung des 500 Euro Scheins in ihrer anderen Hand. Unter den verblüfft kapitalistischen Mienen der Versammlung geht der Schein in Flammen auf. Irgendwann ist der Sättigungspunkt erreicht, ab dem das System kollabiert. Dann haben Raketen ein leichtes Spiel darin die Stadt zu treffen.

„Kontrollierte Theatralik liegt Ihnen. Sehr pointiert haben sie meinem Standpunkt Ausdruck verliehen. Da Werte nicht in Flammen aufgehen können, kann Krieg aus Ihnen entstehen. Sie,“ mit Lachfältchen im Gesicht mustert er die Frau eingehender, ,,verbrennen sich an der Gier, aber die Gier lässt sich nicht von Ihnen verbrennen . Im Übrigen mag es ja sein das sich aus jeder Argumentation eine Art des Charakters ableiten lässt.“

Die Asche des Wertes, sie kann wohl kaum als Asche von Wert klassifiziert werden , rieselt langsam auf den Boden. Am Ende ist es einfach nur Asche. „Schau dich doch um!“, der Mittlere von Ihnen macht eine ausladende Handbewegung in Richtung der kargen Einöde zu der ihr ehemaliges Zuhause geworden ist. „Es ist alles verbrannt. Asche.

Soll ich da nicht hassen? Niemandem die Schuld geben? Die Anderen einfach gewinnen lassen? Sag mir lsaiah, soll ich die Anderen einfach gewinnen lassen?“ Kriege kriegen Kinder, Welten wanken weinend, reißen beim Zusammenbruch Paralleluniversen in den Tod. ,,Gewinnen Sie dann nicht die Kontrolle über dich? Sie haben schon deine Welt zerstört, lass sie nicht auch noch dein Herz zerstören.“

Sie laufen schon Stunden, stolpern über Steine, Stolperstein ist jeder von diesen. lsaiahs Kräfte lassen langsam nach und auch wenn er nicht klagen will, quält ihn der Schmerz an verschiedenen Stellen. Mit jeder Minute wird er schwerer zu ertragen, aber stark zu sein ist der einzige Ausweg für die Schwachen. Zumindest bis die Schwäche erstarkt.

Das schwache Schlurfen seiner behelfsmäßigen Schuhe verstummt schließlich, lsaiah kann nicht mehr weiter gehen, langsam lässt er sich auf den Boden sinken, Dehydration und die Wunde an seinem Bauch bringen ihn zur kampflosen Kapitulation. Wofür auch? Er lässt sich auf den dreckigen Boden sinken, sackt zusammen. Einige Wüstenreisende haben mit der Zeit gelernt Fata Morganen zu erkennen.

Ein grünes und ein braunes Augenpaar schauen ihn stumpf an, betteln, aber er hat nichts mehr zu geben. „Geht,“, sagt er, „geht in Richtung Stadt, findet Hilfe.“ Sie würden ihn ja stützen wenn sie könnten. Energie geht vielleicht nie verloren, aber Lichtgeschwindigkeit ist uneinholbar. So drehen Sie sich um und trotten davon, trotten ihn Richtung ihres Schicksals.

Von anderen vorherbestimmt, genutzt, negiert, aber am Ende ihr Schicksal. Sie ganz allein müssen es tragen.
Tragen nraden tausender Titel zum Sturz von Tyrannen bei? Schläge, Schande und Schmutz haben sich kurzerhand ihren Weg in die Soiree gebahnt. Gebannt sehen die Zaungäste zu, manche zittern vor Erregung, als sich der Zenit von Katharina B zementiert.

Wütend schreit Sie um sich, schreiend wütet Sie um sich. Sie tun nichts, als sie um sich schlägt, irgendwo werden Handys gezückt. Den Kampf gegen Cholera verlieren viele, andere werden einfach nur cholerisch. Die Macht macht sich mit Gewalt kommun, Schüler die sprühen werden als Gegner des Regimes von beiden zusammen misshandelt, bis die Eltern für sie in den Krieg ziehen. Krieg aus Liebe, lieber Krieg?

Was passiert ist lässt sich kaum mit Worten bebildern, doch bildet Bildbibliotheken. Kriegsverliebt? Kampfhandlungen werden in die Druckerpresse verlegt, Verlage verlieren ihr Maß und ersetzen durch Masse. ,,Stoppt das Waffenweib!“, ,,Welche Wege weist die Moral der Katharina B. ?“ ,.Vorstandsvorsitzende von Rüstungsunternehmen verliert den Verstand!“, „Kokain oder Krankheit – Was löste den Unternehmenseklat aus?“

„Verlogene Vorstandsfeier? Schützen oder töten Sie lieber, Frau B?“ Politiker verurteilen das Verhalten, während sie sich an ihrem Pult festhalten. Sie schlägt die Zeitung auf, während Sie entspannt an ihrem Cappuccino nippt. „Während der gestrigen Betriebsfeier des größten Rüstungsunternehmen des Landes kam es zu einem Eklat, als die Vorstandsvorsitzende Katharina Blum auf einen ihrer Gäste losging.

Nach dem sich ein Video des Vorfalls verbreitete, muss Sie wohl mit ernsten Konsequenzen rechnen. In den sozialen Netzwerken wurden Rufe nach einem Rücktritt .. . “ Entspannt legte Sie die Zeitung weg und betrachtete traurig den leeren Platz auf dem Marmorschreibtisch. Die Vase, das Erbstück ihres Großvaters, den Sie so sehr geliebt hatte, war weg. Ein weiteres Mal klingelte Katharinas Telefon. Das Business schlief nicht.

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